25 Jahre Städtepartnerschaft mit Sopot
SPD Stadtverband Frankenthal (Pfalz)
SPD Stadtverband Frankenthal (Pfalz)

25 Jahre Städtepartnerschaft mit Sopot

Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Horst Sielaff erinnert sich an die Anfänge

27.09.2016

Horst Sielaff, SPD-Bundestagsabgeordnter für den Wahlkreis Frankenthal von 1980 bis 1998, erinnert sich aus Anlass des Partnerschaftsjubiläums an die Anfänge und Hintergründe der Städtpartnerschaft zwischen Frankenthal und der polnischen Stadt Sopot:

"1991, vor 25 Jahren wurde feierlich der Nachbarschaftsvertrag zwischen Deutschland und Polen geschlossen. Ebenfalls vor 25 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen Frankenthal und der polnischen Stadt Sopot bei Danzig besiegelt.

Begonnen hatte natürlich alles viel früher: 1972 wurde im Deutschen Bundestag nach heftigen Diskussionen der Warschauer Vertrag mit Polen beschlossen, in dem beide Seiten die „Unverletzlichkeit ihrer bestehenden Grenzen jetzt und in der Zukunft“ bekräftigten und sich gegenseitig zur „uneingeschränkten Achtung ihrer territorialen Integrität“ verpflichteten. Sie erklärten, „dass sie gegeneinander keinerlei Gebietsansprüche haben und solche auch in Zukunft nicht erheben werden." Die „neue Ostpolitik“ insbesondere der Sozialdemokraten Wehner, Brandt und Bahr hatte damit die Weichen für eine Versöhnung auch mit Polen gestellt. Die Stadt Bremen hatte unter ihrem sozialdemokratischen Bürgermeister Hans Koschnick ebenfalls bereits seit 1972 mit der Stadt Danzig die erste Städtepartnerschaft zwischen Deutschland und Polen geschlossen.

Unter diesen Voraussetzungen konnten dann erstmals auch Vertreter der Städte Frankenthal und Danzig Treffen in Nordpolen durchführen. Unter Leitung des damaligen sozialdemokratischen Bürgermeisters und späteren Oberbürgermeisters Peter Popitz fuhr im Juli 1980 eine erste Delegation mit Künstlern, Kulturausschussmitgliedern und Stadträten von Frankenthal zu einem Begegnungstreffen und einer ersten Kunstausstellung von Werken Frankenthaler Künstlern nach Zoppot und Danzig.

Für die damaligen Teilnehmer dieses ersten Treffens zwischen Frankenthalern und Polen aus der Großregion Danzig war es eine großartige, herzliche Begegnung und ein unvergessliches Treffen. Nicht vergessen werden die damaligen Teilnehmer die Zusammenkunft im Atelier des Künstlers W. Lajming hoch über den Dächern Danzigs. Oder das Essen mit dem viel zu vielem Wodkatrinken in der,, romantischen Atelier-Atmosphäre bei dem Bildhauer Weslaw Pietron in Oliwa" wie die Rheinpfalz damals schrieb. Auch für mich waren diese Begegnungen prägende Ereignisse, die mit dazu führten, dass die deutsch-polnische Politik ein großer Schwerpunkt meiner politischen Arbeit wurde. Ich fühlte mich als Flüchtling aus den ehemaligen deutschen Gebieten auch in besonderer Weise für ein friedliches Nebeneinander zwischen Polen und Deutschen verantwortlich. Und ich bin dankbar, dass ich durch meine vielfältigen, guten Kontakte zu Hans Koschnick und Polen und als stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Polen der SPD-Bundestagsfraktion mithelfen konnte, dass aus diesen Begegnungen dann später die Städtepartnerschaft mit Zoppot entstehen konnte.

Besondere Verdienste für das Zustandekommen dieser Städtepartnerschaft hatte dabei Peter Popitz, der immer wieder Kontakte mit Polen pflegte und ausbaute und schon bald als guter Freund Polens galt. Und nicht zu vergessen Verena Schubert, die selbst aus Danzig stammt und über die vielen Jahre ganz enge und persönliche Kontakte zu den Künstlern in der Region Gdansk hielt, sie einlud und Möglichkeiten schuf, dass die polnischen Künstler hier ihre Werke zeigen und ausstellen konnten, und der Kontakt auch in schwierigen Zeiten nicht abbrach. Und ich bin sicher viele Werke polnischer Künstler hängen heute in manchen Frankenthaler Wohnungen. (Foto mit den damaligen SPD-Stadträten Klaus Fass (rechts), dem polnischen Künstler Wieslaw Pietron und Horst Sielaff (links))

Schon als wir 1980 nach Polen fuhren, herrschten dort ganz schwierige wirtschaftliche und politische Verhältnisse. Die Geschäfte waren leer, es herrschte vielerorts Armut und es begannen die ersten Streiks, auch die der Werftarbeiter in Danzig aus denen dann wenig später die Gewerkschaft Solidarnosc hervorging. Durch den Ausruf des Kriegszustandes 1981 und der Verhängung der Ausgangssperre ab 18 Uhr spitzte sich die Lage zu. Die großen Städte Polens wurden durch das Militär besetzt und abgeriegelt. (Siehe das Foto von den Protestplakaten vor 35 Jahren in Polen mit dem Text Freiheit für die politischen Häftlinge aufgenommen in Danzig 1981) Unsere Kontakte hielten trotzdem und ich fand vielfältige Möglichkeiten trotzdem Polen und unsere Freunde zu besuchen.

Die Kulturausschussmitglieder und Künstler, die 1980 im Danzig die Verbindungen geknüpft hatten, beschlossen 1982 angesichts der dramatischen Lage in Polen bei einer Zusammenkunft unter Leitung von Oberbürgermeister Peter Popitz ein Hilfsprogramm „Frankenthal hilft Danzig". Mit großer Unterstützung der Frankenthaler Bevölkerung konnten unzählige Hilfspakete und auch Geldbeträge nach Danzig gesandt werden (siehe auch Artikel der Rheinpfalz vom 26.10.1982). Ich konnte unter schwierigsten Bedingungen mit meiner Ehefrau Danzig, Zoppot und Oliwa in dieser Zeit trotz Abriegelung besuchen und mir persönlich ein Bild von der Situation in Polen machen, dazu kamen Kontakte zu der Solidarnosc in Danzig und immer wieder auch die Bitte aus Polen „haltet die Kontakte".

Als dann 1983 der Bürgerkrieg in Polen beendet werden konnte, gingen die Frankenthaler daran, eine Städtepartnerschaft aus den entstandenen Freundschaften zu entwickeln, aber es brauchte seine Zeit (siehe dazu auch den Artikel in der Rheinpfalz vom 19.11.1988).

1991 kam sie dann endlich mit Zoppot, der Stadt in der Region Danzig, wo 1980 die ersten Begegnungen begannen, zustande.

Und was ist davon geblieben - Gerade heute, wo sich das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland wieder schwieriger gestaltet. Wo wir kopfschüttelnd vor manchen politischen Entscheidungen in Polen stehen - und doch wissen, welchen großen Beitrag die polnische Solidarnosc durch ihren mutigen Kampf um demokratische Rechte auch für die Deutschen bei der Überwindung des DDR-Staates gespielt hat? Außer wenigen persönlichen Kontakten, den Einladungen einer polnischen Delegation zum jährlichen Bürgerempfang und einmal eine sogenannte „Bürgerfahrt" nach Zoppot ist nicht mehr viel wahrzunehmen. Die neue Stadtspitze Frankenthals sollte - auch aus historischen - aber nicht nur - das Thema Partnerschaft mit Zoppot auf die Tagesordnung setzen, produktiv werden und neue Impulse entwickeln - 25 Jahre nach dem Partnerschaftsbeschluss."